Typologie - ein Erkenntnispfad mit Wirkung


"Woimmer sich zwei Menschen begegnen, spielt die Typologie mit. C.G.Jung hat mit seiner Typenarbeit den größten Beitrag zum Weltfrieden geleistet und hätte vor vielen anderen den Friedensnobelpreis verdient. Doch scheint es, dass die Welt das Heilmittel verschmäht und dass Typenarbeit noch lange nicht die ihr gebührende Verbreitung und Anerkennung gefunden hat. Das ist umso unverständlicher, als diese von eminent praktischer Bedeutung ist und zudem auch den psychologischen Laien zugänglich". Dr.Med. Alfred Ribi, Psychiater, Psychotherapeut und Dozent am C.G.Jung Institut Zürich.

Die Typologie von Persönlichkeit, Teams und Organisationen prägt die Kommunikationsdynamik in unseren Beziehungen. 

Wir haben unterschiedliche Präferenzen in der Wahrnehmung (Intuition-Empfindung), in der Urteilsfindung (Fühlen-Denken), in der energetischen Ausrichtung (extrovertiert-introvertiert) sowie im Lebensstil (Judgement-Perception). Das zu erkennen und zu erlauben, dass der andere eben anders tickt, führt zu neuem Verständnis, einer neuen Sicht, zur erhöhten Wertschätzung für sich selbst als auch für das Gegenüber.

Eigene Neigungen und Präferenzen sind in den verschiedensten Kontexten wirksam: Führungsstil, Berufswahl, Arbeitsstil, Lösungsstrategien für Partner- und Kindthemen, Lehr- und Lernstil, etc. --- stets mit den damit verbundenen Stressfaktoren. 
 

Beratungsbeispiel in der Teamentwicklung eines innovativen Dienstleistungs-Unternehmens

Erster Schritt: Einzelcoaching
Ich habe 16 Teammitglieder einzeln mit ihrem Persönlichkeitstypus vertraut gemacht und dabei die Interaktion mit den anderen Typen herausgearbeitet. Dies hatte sofortige AHA-Erlebnisse zur Folge: Wiederholte Missverständnisse mit einzelnen Kollegen fanden eine Erklärung, ebenso die Stolpersteine in der Beurteilung anderer, der unterschiedliche Umgang mit Terminen und „Schreibtischen“, Führungscharakter im Unternehmen, der gegenseitige Nutzen in der Zusammenarbeit, der Kommunikationsstil, uam. Die neue Sicht auf die eigenen und fremden Stärken und Schwächen führte zu erhöhter Wertschätzung für das gesamte Team, zu neuem Mut und Humor in der Kommunikation. Die AHA-Erlebnisse brachten gleichzeitig Transparenz in die Konflikte und Übereinstimmungen in der partnerschaftlichen Beziehung. 
 
Zweiter Schritt: Gruppenworkshop
In einem Gruppenworkshop habe ich dann die Gegenüberstellungen anhand der Funktionen vorgenommen, ein Teambild entwickelt, das zeigte, welche Kompetenzen überproportional, welche nicht vertreten sind oder welche übersehen werden. Wir beobachteten auch, welche Wahrnehmung der Kunde haben mag. Diese Sichtbarmachen der Teamdynamik ist auch über Aufstellungscharakter erfolgt. Der Erkenntnisgewinn: Hat jeder die für ihn best geeignete Aufgabe, wer unterstützt wen und welche Aufgabe am besten, was sollte delegiert werden, an wen, wo sind die wiederkehrenden Aufreger, welche Sollschnittstellen sind zu verankern, gibt es eine Verschiebung von Hol- und Bringschulden, sind Kompetenzen von außen ins Boot zu holen, welche Qualitäten habe ich beim anderen noch nicht genutzt, wie nimmt uns der Kunde wahr, wer kann mit den Kunden am besten kommunizieren. 
Im Anschluss ließen sich neue Projekte besser aufsetzen. Ein Folgeworkshop wurde geplant zur strategischen Ausrichtung, zum Leitbild, zur Produkt- und Projektentwicklung.
 
 

Beispiel Wahrnehmungsfunktion und ihre Auswirkung im Unterricht

Ich wähle eine stark vereinfachte Liste von Wahrnehmungsfunktionen willkürlich heraus, um exemplarisch ein Gespür zu vermitteln, was die jeweiligen Zugänge bedeuten können, zum Beispiel in der Übersetzung in den Kontext Unterricht oder in der Berufswahl oder in der ausgeführten Tätigkeit selbst, ja, spannend übrigens auch in der politischen Programmatik.

Herausgegriffener Aspekt: Die Neigung der Intuitiven etwa, sich gerne und vorwiegend im Reich der Möglichkeiten und auf der Metaebene aufzuhalten (Intuitiv), kann sinnlich und praktisch orientierte Faktenmenschen (Empfinder) irritieren oder zur Abwertung veranlassen.

Lernstil:
Für ein intuitives Kind wird eine Tatsache, ein Faktum erst dann interessant, wenn es Möglichkeiten enthält. Fakten, handbuchartig aneinandergereiht, werden nicht aufgenommen, sind nicht merkbar, weil sie keinen Bezug zum großen „Ganzen“ herstellen, zum System und Muster, das stets die Referenz für den Intuitiven ist. Es ist daher davon auszugehen, dass für diese intuitiven Kinder bei Frontalunterricht ein besonders kontraproduktives Lernklima entsteht, da das anregende Ausscheren in die Außenränder der Information, in die eruptiven Assoziationen nicht gefragt, nicht geboten oder nicht erlaubt ist. Der schöpferische Grundimpuls kann nicht gelebt werden. Ohne diese Vernetzungen aber ist für diesen Typ der Stoff nicht erschlossen, wird ein wesentlicher Teil der von ihm erspürten Information eines Gesamtbildes ausgeblendet, wird die Aufnahme blockiert. Dieses kreative Kind braucht einen dialogorientierten und improvisierten Lernstil, um seinen Reichtum leben zu können.

Ein Empfinderkind hingegen schätzt die sequentielle Ablauforganisation, schätzt die Aneinanderreihung von Fakten und kann dem ungehindert folgen, da die Wahrnehmung auf die sinnlich erfahrbaren Einheiten fokussiert ist, die Gegebenheiten der Realität interessanter scheinen als ein Abtanzen in das Reich der Möglichkeiten, dessen überbordende Ahnungen dieses Kind eher mal irritieren würden. Es hat einen großen Faktenspeicher und kann aus einer Fülle von Daten und Zahlen heraus arbeiten.

Wenngleich allein aus dieser Beschreibung schon erkannt werden kann, welch Lehrer- und Lehrtypus die Kinder unterstützen würde, ließe sich das natürlich ausführen. Und dafür bin ich auch gern zu haben.

(c)  Christa Baumgartner